Der erste Carl Laemmle VFF Talentpreis geht an Gerrit Klein. Mit dieser Auszeichnung wird die herausragende Leistung einer aufstrebenden Produzent:innenpersönlichkeit gewürdigt, die in besonderer Weise unternehmerische Verantwortung, künstlerische Vision und nachhaltiges Produzieren vereint. Der Preis, gestiftet von der VFF und dotiert mit 15.000 Euro, unterstreicht die Bedeutung aufstrebender Produzent:innen für die Zukunft der deutschen Film- und Fernsehbranche und hebt deren entscheidenden Beitrag für kreative Vielfalt und wirtschaftliche Innovation hervor.
© Thomas Niedermüller / Getty Images for Carl Laemmle Produzentenpreis UG
VIER MINUS DREI
Spielfilm, 113 Minuten
Giganten Film Produktions GmbH, 2010 Entertainment
Nach einer wahren Geschichte: Barbara und ihr Partner Heli leben als professionelle Clowns mit ihren Kindern Fini und Thimo den Traum eines alternativen, von Freude erfüllten Lebens – und lachen auch über das, was misslingt. Ein tragischer Autounfall nimmt ihr Heli und die Kinder, und Barbara bleibt allein zurück. Der Verlust stellt ihren Glauben an das Clownsein, an Hoffnung und an Menschlichkeit auf die härteste Probe. Nach dem gleichnamigen Bestseller von Barbara Pachl-Eberhart begleitet der Film ihren Weg durch Trauer und Erinnerung bis zur Hoffnung.
Jurybegründung zur Auszeichnung:
Mit VIER MINUS DREI zeigt Gerrit Klein auf eindrucksvolle Weise, welche Verantwortung und welcher Mut mit der Rolle des Produzenten verbunden sind. Nach seinem Debüt RICKERL – MUSIK IS HÖCHSTENS A HOBBY, das für ihn den Schritt in die alleinige unternehmerische Verantwortung markierte, beweist er auch mit diesem zweiten großen Projekt, dass Beharrlichkeit und künstlerische Integrität Hand in Hand gehen können. RICKERL war bereits ein Projekt, das viele Produzent:innen an ihre Grenzen gebracht hätte: Eine semibiografische Geschichte über eine Kunstfigur, getragen von den Liedern der Wiener Legende Voodoo Jürgens, mehrfach von Förderern zurückgewiesen, schließlich mit hohem persönlichen Risiko und eigenen Darlehen durchgesetzt. Gerrit Klein hielt daran fest, überzeugt davon, dass sich künstlerische Authentizität auszahlen würde – in Qualität, beim Publikum und auch wirtschaftlich. Diese Haltung prägt sein Schaffen und bildet das Fundament, auf dem er auch VIER MINUS DREI aufbaute. Die Adaption des Bestsellers von Barbara Pachl-Eberhart über den Verlust einer ganzen Familie ist nicht nur eine zutiefst emotionale Geschichte, sondern auch eine enorme produktionelle Herausforderung. Rechteklärung, Finanzierung, Casting und die künstlerische Umsetzung einer so sensiblen Thematik verlangen ein außergewöhnliches Maß an Sorgfalt, Risikobereitschaft und Empathie. Zusammen mit Regisseur Adrian Goiginger gelang es Gerrit Klein, eine Gratwanderung zu meistern: zwischen finanzieller Machbarkeit und künstlerischem Anspruch, zwischen emotionaler Wahrhaftigkeit und dramaturgischer Verdichtung. Das Ergebnis überzeugt auf allen Ebenen: eine feinfühlige Besetzung, die mit ihrem intensiven Spiel die innere Reise der Hauptfigur spürbar macht; eine Kameraarbeit, die sich behutsam in den Dienst der Geschichte stellt; und eine Montage, die die verschiedenen Zeitebenen kunstvoll miteinander verbindet. Hier wird deutlich, dass Produzieren weit mehr ist als das Organisieren von Budgets. Es ist das Ermöglichen von Geschichten, die berühren, bewegen und Bestand haben. Mit VIER MINUS DREI hat Gerrit Klein einen Film hervorgebracht, der persönliche Betroffenheit, unternehmerisches Risiko und künstlerische Verantwortung in beispielhafter Weise vereint.